Die Welt ist gar nicht mehr so kompliziert und das eigene Leben ist viel angenehmer und viel schöner, wenn man erst einmal verstanden hat, wie wir Menschen so ticken, warum wir die Dinge tun, die wir tun; warum ich das mache was ich mache und andere Dinge nicht mache; warum ich fühle was ich fühle, warum mich jener wahnsinnig aufregt und jene total glücklich macht.
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Und genau das ist es, was Philosophie leisten kann und in meinen Augen auch leisten sollte: Erklären, warum die Dinge so sind wie sie sind in unserem ganz konkreten Leben. Philosophie sollte – und das werde ich jetzt gleich machen – Erkenntnisse aus den anderen Wissenschaften und vor allem aus den Naturwissenschaften nehmen und sie in einen menschlichen Kontext setzen, uns erklären, was wir damit jetzt anfangen. Wo hingegen vor allem die Naturwissenschaften in erster Linie deskriptiv sind und beschreiben, wie die Welt ist kann, Philosophie darauf aufbauen und erklären, was wir damit jetzt anfangen.
Und deswegen möchte ich jetzt, so wahnsinnig das klingt, erklären wie wir den Menschen und seine menschlichen Handlungen, meine Handlung, deine Handlungen verstehen können. Dafür werde ich drei Aspekt des Menschen nennen, werde sie kurz beschreiben und werde dann am Ende auch erklären, wie wir das nutzen können, um schlicht und ergreifend ein besseres Leben zu haben. Klingt wahnsinnig, ist aber keine Raketenwissenschaft. Das ist Philosophie.
Es hat mir persönlich sehr sehr oft geholfen, die Dinge die passieren zumindest zu verstehen. Natürlich löst das nicht alle Probleme; ja natürlich macht das die Welt nicht zu einem Schlaraffenland. Aber wenn ich erst einmal verstehen, wie die Dinge funktionieren, ist es eine große Beruhigung und Erleichterung. Vor allem wenn es darum geht mich selbst und die anderen zu verstehen. Und deswegen möchte ich drei Aspekte nennen; drei Aspekte, die ganz grundlegend den Menschen ausmachen – und möchte erklären, wie wird mit Hilfe dieser drei Aspekte menschliches Handeln verstehen können. Die Aspekte sind Essenz, Gruppe und Missverständnisse.
Die Essenz des Lebens ist der Kern all unseren Tuns
Legen wir los mit Essens, was ist Essenz? Ich bin der Überzeugung, dass es eine Essenz menschlichen Lebens gibt. Ich nenne Essenz, wir können es den Sinn des Lebens nennen, wie auch immer. Die Essenz ist das, was ganz ganz tief in uns ist und alles andere was wir haben, alle unsere Eigenschaften, unsere Fähigkeiten sind eine logische Folge dieser einen Essenz, das Wesen des Menschen so zu sagen. Und, wie wir sehen werden, das Wesen des Lebens ganz grundsätzlich.
Ein Beispiel, wie wir drauf kommen können was die Essenz ist: Wir machen das was kleine Kinder gerne tun in einem gewissen Alter, wir fragen warum warum warum warum bis wir nicht mehr weiter können. Beispiel: Warum knurrt mein Magen? Mein Magen knurrt, weil ich Hunger habe. Warum habe ich Hunger? Weil ich was essen muss. Warum muss ich was essen? Weil mein Körper Nährstoffe braucht. Warum braucht mein Körper Nährstoffe? Mein Körper braucht Nährstoffe, um die Grundfunktionen zu erhalten. Warum muss mein Körper die Grundfunktion erhalten? Naja, um zu überleben. Warum muss mein Körper überleben? Da hörts auf. Im Grunde ist das die letzte Antwort die wir finden können und das ist aber die gleiche Antwort, die wir immer finden, egal wann wir fragen warum. Wir landen immer bei der gleichen Antwort und das eben ist die Essenz des Lebens: zu überleben.
Wenn wir jetzt ein bisschen weiter darüber nachdenken, können wir dann merken dass das nicht nur die Essenz des menschlichen Lebens ist, sondern die Essenz des Lebens überhaupt. Und Biologen werden genau das auch so sagen. Biologen werden sagen, dass im Grunde jeglicher lebende Organismus überleben möchte. Und wir sind ein lebender Organismus und alles was wir entwickelt haben im Laufe der Evolution sind Modifikationen, die uns eben dieses Leben ermöglichen. Denn hätten wir diese Modifikationen nicht, wären wir längst schon ausgestorben. Aber hey, hier bin ich und mache diese Sendung. Das Leben und Überleben ist die Essenz des Lebens. Aber es geht noch einen Schritt weiter und zwar geht es nicht nur darum, dass ich als Individuum überlebe, nein, es geht darum, dass die Spezies Mensch überlebt. Es geht um den Fortbestand der Art. Denn wenn ich als Individuum überlebe, ganz egoistisch immer auf mich selber schaue, dann war es das. Dann bin ich tot und Menschen sind vorbei. Aber es geht beim Leben und Überleben auch immer um das Produzieren von Generationen, Fortpflanzung, Sex. Und auch das – bei den Menschen ist es Sex, so pflanzen wir uns fort, bei Pflanzen ist es das nicht, aber es geht immer darum, Generation zu produzieren.
Der Mensch ist weniger Individuum und mehr Teil einer Gruppe
Und jetzt kommen wir zum zweiten Aspekt menschlichen Lebens und zwar ist es die Gruppe. Wir sehen schon bereits bei dem Aspekt der Essenz, dass die menschliche Essenz verknüpft ist mit einer Gruppe. Wenn auch eine sehr kleine Gruppe. Die menschliche Essenz ist damit verbunden, dass die Spezies überlebt, also alle Menschen, die es da gibt im Zweifelsfall, dass Generationen produziert werden und um das zu tun brauchen wir Menschen einen anderen Menschen, zumindest strikt biologisch gesehen brauchen wir das. Das heißt, um das ganz einfach zu machen, ein Mann braucht eine Frau, eine Frau braucht einen Mann und gemeinsam können sie sich fortpflanzen, eine nächste Generation haben, produzieren Kinder und die Spezies überlebt. Das allein zeigt schon, dass der Mensch eine Gruppe braucht.
Der Mensch braucht auch eine Gruppe, weil er ohne die Gruppe nicht überlebt hätte. Es gibt jede Menge andere Tiere – und wir sind ja Tiere – die in vielen Dingen viel besser sind als wir es sind, die stärker sind, die besser riechen können die schneller laufen können, die viele Dinge besser sehen können. Wir Menschen können aber eine Sache ganz besonders und die können wir sogar besser als unsere nächsten Verwandten, die anderen Primaten. Die anderen Primaten, das sind die Bonobos, Schimpansen, Orang Utans, Gorillas. Wir Menschen sind besonders gut darin in sozialen komplexen Systemen zu leben und diese zu organisieren. Das ist ein evolutionärer Schritt, der sich im präfrontalen Kortex vorne in unserem Gehirn entwickelt hat und auch dieser weist darauf hin, dass wir Menschen vor allem Gruppentiere sind.
Und das bedeutet, der zweite Aspekt, der wichtig ist dafür menschliches Handeln zu verstehen ist, dass wir nicht so sehr uns selber als Individuum sehen sollten, sondern immer versuchen sollten, uns im Kontext unserer Gruppe oder unserer Gruppen zu sehen. Wie verhalte ich mich im Kontext meiner Gruppe? Fühle ich mich akzeptiert in meiner Gruppe, angenommen? Oder fühle ich mich besser als meine Gruppe? Guckt meine Gruppe auf mich hinab? Wie steht meine Gruppe im Zusammenhang zu einer anderen Gruppe? Gibt es da Rivalität? Oder sehen wir Gemeinsamkeiten? Wie sind die Gruppenverhältnisse bei Menschen, mit denen ich vielleicht einen Konflikt habe? Was was ist der Grund für den Konflikt?
Die Essenz des Menschen, wie anfangs erklärt, ist unmittelbar verbunden mit der Tatsache, dass wir ein Gruppentier sind und es ist für menschliches Verhalten, um das zu verstehen, immens wichtig zu verstehen nicht was der einzelne losgelöst von einer Gruppe tut, sondern was die Motivation sein könnte im Kontext der Gruppe.
Missverständnisse prägen einen Großteil unseres Handelns
Kommen wir zum dritten Aspekt, bevor ich, und das möchte ich gerade noch mal sagen, bevor ich am Ende sage, wie wir das nutzen können um ein hoffentlich besseres Leben zu haben. Der dritte Aspekt sind Missverständnisse. Das klingt jetzt ganz komisch, Missverständnisse. Tatsächlich aber sind Missverständnisse omnipräsent in allem was wir tun.
Kommen wir von der Essenz: Alles, was wir entwickelt haben, unsere Sinnesorgane, unsere Kognition, unser Gehirn ist darauf ausgerichtet nicht die Welt zu erkennen wie sie ist. Es ist alles darauf ausgerichtet zu überleben. Eine Folge davon ist, dass wir Gruppentiere sind und auch diese Gruppenzugehörigkeit bedeutet nicht, dass wir sehen, hören denken, erkennen wie die Welt ist. Auch unsere Denkprozesse sind davon geprägt, dass wir Gruppentiere sind und das wir überleben wollen und da ist es gar nicht so schlimm, wenn wir gewisse Dinge missverstehen, weil am Ende des Tages werden wir überleben. Im praktischen Alltag aber kann das Probleme bedeuten. Wie eben schon angedeutet: unser Körper ist nicht darauf ausgelegt die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. Unsere Denkprozesse sind nicht darauf ausgelegt, immer alles genau zu durchschauen. Sie sind darauf ausgelegt, dass wir klar kommen und das gibt Missverständnisse.
Es gibt so viele „biases“ im Englischen, Vorurteile. Es gibt so viele Sinnestäuschungen, so viele Emotionen, die unsere Logik verwirren. Wenn wir also wissen, dass wir Missverständnissen aufliegen, immerzu, dann kann uns das helfen nicht nur unser eigenes Verhalten besser zu verstehen, sondern auch das Verhalten der anderen besser zu verstehen, weil wir akzeptieren: okay, es ist nicht immer leicht.
Nutzen wir unser Verständnis um glücklicher zu leben
Ich möchte also jetzt, wo ich kurz erklärt habe, was ich mit Essenz meine, wo ich kurz erklärt habe, was ich mit Gruppe und was ich mit Missverständlichen meine, möchte ich jetzt erklären, wie wir das nutzen können, um ein besseres Leben zu haben. Nehmen wir die Essenz. Wir wissen also, dass alles was wir haben und was wir sind und was wir tun und was wir denken und was wir fühlen als Menschen entstanden ist als eine Anpassung an die Welt in der wir dann überleben können. Und wir Menschen sind wahnsinnig gut darin. Jetzt können wir unser Leben dahingehend überprüfen, ob wir denn tatsächlich auch uns eine Welt geschaffen haben, in dem wir auch leben können, eine Welt, in der wir gewissermaßen artgerecht leben können. Kommen wir noch mal zu unseren Verwandten. Gehen wir gehen wir in den Zoo. Schauen wir uns die Schimpansen an. Und wir sind recht nah mit denen verwandt. Wir haben wahnsinnig viele Gemeinsamkeiten mit Schimpansen und wir gehen in den Zoo und wir werden sehen: Nee, das ist keine artgerechte Haltung. Schimpansen sind Schimpansen und Schimpansen gehören nicht in den Zoo, das entspricht nicht ihrer Natur. Die Frage für uns ist also, wenn wir uns die menschliche Essenz angucken und all die Konsequenzen aus der Essenz: Lebe ich selber in artgerechter Haltung und allein diese Frage und allein diese Perspektive wird uns helfen können unser eigenes Leben noch einmal neu zu verstehen und zu gucken, was wirklich sein muss und was besser weggeschmissen wird. Ausgehend von der menschlichen Essenz, ausgehend davon, dass alles was wir sind natürlich ist.
Und das ist ein zweiter wichtiger Aspekt, der unser Leben besser machen kann: Wenn wir wissen, dass wir sind wie wir sind, weil wir so sein müssen, um zu überleben, dann ist jegliches menschliche Handeln erst einmal natürlich und es ist erklärbar und das allein ist schon eine große Erleichterung. Das nimmt sehr viel Druck von uns. Das ist keine Entschuldigung, aber es ist eine Erklärung für alles was passiert.
Wie kann uns der Aspekt der Gruppe helfen ein besseres Leben zu führen? Nun, wenn wir erst einmal verstanden haben, dass unsere Fokussierung auf das Individuum eigentlich nicht unserer Art, unserer Spezies entspricht, kann ich mein Leben untersuchen danach, ob ich eine gute Gruppe habe; wie ich mich in meiner Gruppe befinde und ob ich vielleicht Teil von Gruppen bin, die mir nicht gut tun. Auch das ist ist ein ganz wichtiger Aspekt im Leben, ein Aspekte den ich persönlich tatsächlich am eigenen Leib hart durchlitten habe, zu merken, dass ich mich in Gruppen bewegt habe, die nicht zu mir passen. Und das gilt für Berufe, für Arbeitsplätze, das gilt für Beziehungen, das gilt für viele viele Aspekte des Menschen und menschlichen Lebens. Ich kann für mich selber schauen, in welchen Gruppen bewege ich mich, weil ich weiß, dass die Gruppe einen wahnsinnigen Einfluss darauf hat, wie ich mich verhalte.
Und der dritte Aspekt, die Missverständnisse: Wenn ich weiß, dass ich selber Missverständnissen aufliege, wenn ich weiß, dass andere Leute die Dinge nicht immer so sehen, wie sie sind, dann ist das wahnsinnig entspannend. Dann komm ich runter von meinem hohen Ross, dann habe ich Mitgefühl, dann habe ich Empathie, dann habe ich Nachsicht mit den anderen aber auch mit mir selber. Ich weiß dass mein Körper nicht dafür gebaut ist, perfekt zu sein, alles immer richtig zu machen. Und das ist entspannend. Ich weiß, dass Probleme dazu gehören. Dass es ganz natürlich ist, dass Missverständnisse entstehen und dass wir sie klären können. Das heißt, wenn ich also weiß, dass ein wichtiger Aspekt menschlichen Handelns Missverständnisse sind, dann entspannt mich das immens.
Das heißt also abschließend: Die Philosophie kann Erkenntnisse der Naturwissenschaften nehmen und kann sie in einen Kontext setzen und kann sagen, was das nun konkret bedeutet. Somit können wir uns naturwissenschaftlicher Erkenntnisse anschauen, können sagen: wir können den Menschen verstehen anhand von drei Aspekten. Diese Aspekte sind die menschliche Essenz, die Gruppenzugehörigkeit von Menschen und Missverständnisse. Und wenn ich diese Aspekte durchdringe und immer mal wieder in meinem täglichen Leben abklopfe, wird es wahnsinnig entspannend und durchschaubar und das Leben wird besser; meine feste Überzeugung.
Mein Name ist Dirk Schwindenhammer und dies war die Philosophische Hausapotheke.
Wenn Euch diese Folge gefallen hat – und das hoffe ich sehr – dann bitte seid doch so gut, tut mir den Gefallen #00:14:54-9# und liket und abonniert und vor allem erzählt
es weiter. Sharet es auf allen Wegen, die Euch möglich sind. #00:15:00-6# Es wird mir wirklich wirklich helfen und es
ist mir eine Herzensangelegenheit und danke danke! #00:15:05-3#
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